Seit mehr als einem Jahr beeinflusst die Corona-Pandemie das ostsächsische Handwerk und trifft nunmehr sämtliche Branchen. Zuletzt blieb der sonst für das Frühjahr übliche konjunkturelle Aufschwung aus. Mit dem weiteren Anhalten der pandemischen Lage nehmen nicht nur die Herausforderungen für die Handwerksbetriebe zu. Auch die öffentlichen Diskussionen, die von der Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit beschlossener Maßnahmen hin zu den Möglichkeiten der Rückkehr zur Normalität reichen, haben in ihrer Vielzahl wie auch Intensität zugenommen.
Um ein Bild von der Betroffenheit aber auch den Erfahrungen und Erwartungen der Handwerksbetriebe zu erhalten, haben wir seit dem Beginn diesen Jahres unter einer repräsentativen Auswahl von Mitgliedsbetrieben Umfragen zu den aktuellen Entwicklungen durchgeführt. Die Ergebnisse tragen dazu bei, die Forderungen des Handwerks gegenüber der Politik zu konkretisieren und mit harten Fakten zu untermauern.
Umfrageergebnisse – April 2021
Nachdem bereits erste Teile der Bevölkerung geimpft sowie erste Test- und Öffnungsmöglichkeiten geschaffen wurden, hat die Handwerkskammer im Zeitraum vom 30. März bis einschließlich 12. April 2021 erneut eine Umfrage unter den Betrieben durchgeführt. Hatte sich im Januar bereits eine höhere Betroffenheit des ostsächsischen Handwerks angedeutet, scheint nunmehr das gesamte Handwerk, wenn auch in einem unterschiedlichen Ausmaß, die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren. Mit einem Anteil von 53 % meldet mehr als jeder zweite Betrieb Umsatzrückgänge und auch der Anteil jener Betriebe, die von gestiegenen Kosten infolge von Hygienemaßnahmen berichten, ist signifikant gestiegen.
Ferner geht aus der Umfrage hervor, dass ein Großteil der im Umgang mit der Pandemie beschlossenen Maßnahmen auf Unverständnis stößt. Hierzu zählt insbesondere die Pflicht der Arbeitgeber zur Bereitstellung kostenloser Tests für am Arbeitsplatz anwesende Beschäftigte, die 60 % der Inhaber als übertrieben beurteilen. Zeitglich sehnt sich das ostsächsische Handwerk nach einem Stück Normalität und bewertet die Einführung von Modellprojekten als angemessen beziehungsweise zum Teil auch als nicht ausreichend.
Voraussetzung für eine Rückkehr zur Normalität ist und bleibt ein funktionierender Dreiklang aus Testung, Nachverfolgung und Impfung. Mitunter hat die mediale Berichterstattung jedoch zu einer breiten Verunsicherung hinsichtlich einzelner Impfstoffe in der Bevölkerung geführt. Unsere Ergebnisse bestätigen, dass zumindest im Handwerk die Impfbereitschaft maßgeblich von der Wahlmöglichkeit des Impfstoffes abhängt. Unter Einbezug der derzeitigen Einschränkungen und der Erfahrungen und Einschätzungen der Betriebe ist es nicht verwunderlich, dass die Unzufriedenheit im Handwerk mit den jeweiligen politischen Ebenen groß ist. Im Vergleich am besten abgeschnitten hat die kommunale Ebene, gefolgt von der Landesregierung.
Umfrageergebnisse Januar 2021
Die erste Umfrage wurde im Zeitraum vom 4. bis 12. Januar 2021 durchgeführt. Im Ergebnis zeigte sich, dass in zwei von drei Handwerksbetrieben die Inhaber selbst oder ein Mitarbeiter bereits mit dem Virus, sei es durch eigene Erkrankung, Quarantäne oder ähnliches, in Berührung gekommen sind, wobei eine Korrelation mit der Größe des Betriebes festgestellt werden kann. Seit dem Beginn der Pandemie haben die wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Handwerk weiter zugenommen. Den Ergebnissen nach unterliegt jedoch ein größerer Teil des ostsächsischen Handwerks als bisher angenommen den wirtschaftlichen Auswirkungen. Während größere Betriebe fehlendes Personal beklagen, sind es beispielsweise im Textil- und Nahrungsmittelhandwerk und insbesondere bei den Soloselbstständigen eher Umsatzrückgänge und im Holzhandwerk gestörte Lieferketten und somit fehlende Materialien.
Was die kommenden Monate betrifft, sind die Erwartungen des ostsächsischen Handwerks eher verhalten. Trotz Beginn der Covid-19-Impfung, sind zahlreiche Betriebe der Ansicht, dass es sich bei der Normalisierung um einen eher mittel- bis langfristigen Prozess handelt. Dennoch gibt es Branchen, die sich durch den Beginn der Impfung der Bevölkerung die Wiederherstellung der uneingeschränkten Betriebsfähigkeit und wirtschaftliche Planungssicherheit erhoffen. Beinah jeder dritte Betriebsinhaber und damit die Mehrheit fürchtet allerdings vielmehr künftige Steuererhöhungen, um die ungeplanten Mehrausgaben des Staates auszugleichen.