Schwache Konjunktur hinterlässt deutliche Bremsspuren – Nachwuchsförderung wichtiger denn je

Frühjahrskonjunkturanalyse zeigt pessimistische Stimmung – Dittrich: „Politik muss Impulse setzen, um Talfahrt zu beenden.“

Deutlich schlechtere Geschäftslagen und deutlich eingetrübte Geschäftserwartungen lassen die Handwerksbetriebe in Ostsachsen[1] aktuell äußerst pessimistisch in die Zukunft blicken. Das zeigt die aktuelle Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Dresden. Der Geschäftsklimaindex steht nun bei 104 Punkten. Dies bedeutet einen weiteren Verlust von acht Punkten im Vergleich zum Vorjahr.

Die saisonale Frühjahrsbelebung fiel in diesem Jahr deutlich geringer aus als sonst. Zum Teil haben sich die negativen Erwartungen, die die Firmen im Herbst äußerten, damit bestätigt. Seit dem Frühjahr 2019 – als der Geschäftsklimaindex bei 137 Punkten stand – hält ein starker negativer Trend an.

„Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen derzeit einfach nicht. Der Fachkräftemangel, die Inflation, hohe Zinsen und die Konsumzurückhaltung der Kunden belasten die Unternehmen schwer und bremsen sie aus. Die Politik muss daher zügig Impulse setzen, um die konjunkturelle Talfahrt zu beenden“, sagt Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden.

Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, fragt: „Die konjunkturelle Dynamik im Handwerk ist erloschen. Dringend nötige gesamtwirtschaftliche Anreize fehlen. Wo sind die Programme, die die Konsumlaune der Verbraucher steigern? Wo sind die Programme, die die Bauwirtschaft ankurbeln? Wo sind die Programme, die den Unternehmen mehr Freiheiten geben – Freiheiten zu investieren, Freiheiten neue Wege zu gehen?“

Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturanalyse 2024

Im Vorjahresvergleich sinkt der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage als „gut“ bezeichnen um acht Prozentpunkte auf 38 Prozent. Parallel dazu steigt der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage von 15 auf 17 Prozent.

Mit Sorgenfalten und Pessimismus blicken die Unternehmen in die Zukunft. Gerade einmal zehn Prozent von ihnen erwarten bessere Geschäfte in der Zukunft, 20 Prozent hingegen prognostizieren schlechtere Geschäfte für sich.

Die schwindende Zuversicht hat auch Auswirkungen auf das Investitionsverhalten der Unternehmen. So geben 41 Prozent der Firmen an, dass sie weniger Investitionen getätigt haben. 42 Prozent erwarten sinkende Investitionen auch im kommenden Quartal.

Für das aktuelle Quartal melden 37 Prozent der Betriebe sinkende Umsatzzahlen, nur 18 Prozent steigende Umsätze. Sinkende Umsatzzahlen sind besonders oft im Bau- (48 Prozent) und im Gesundheitshandwerk (44 Prozent) zu finden.

Diese Zahlen korrelieren auch mit der Auftragslage der Firmen. So spricht ein Drittel der Unternehmen von derzeit sinkenden Auftragseingängen im vergangenen Quartal. Im Bauhandwerk muss dies sogar fast jedes zweite Unternehmen bilanzieren (46 Prozent). Die mittlere Auftragsreichweite sinkt im Vorjahresvergleich von zwölf auf elf Wochen. Dennoch beschreiben 61 Prozent der Unternehmen die aktuelle Lage als für die Jahreszeit normal, während
30 Prozent sie als unterdurchschnittlich verorten.

Hinsichtlich der Einkaufspreise scheint sich, die Situation – wenn auch weiter auf hohem Niveau – etwas zu entspannen. 60 Prozent der Unternehmen vermelden aktuell steigende Einkaufspreise. Das entspricht einem Minus von
18 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Preissteigerungen im Einkauf bleiben also, trotz im Vorjahresvergleich gesunkener Großhandelspreise, ein verbreitetes Phänomen. 43 Prozent der befragten ostsächsischen Handwerksunternehmen erhöhten im Gegenzug ihre Verkaufspreise.

Auch bei den Beschäftigtenzahlen ist ein Rückgang zu verzeichnen. In der Umfrage geben 17 Prozent der Handwerksunternehmen an, dass sich die Zahl ihrer Angestellten verringert hat. Zwölf Prozent erwarten dies in naher Zukunft. Sicherlich spielt die demografische Entwicklung – also der Eintritt von älteren Mitarbeitern in den Ruhestand – eine entscheidende Rolle.

Nachwuchsgewinnung und berufliche Bildung im Handwerk

Die Fachkräftesicherung und Fachkräftegewinnung im Handwerk sind zentrale Herausforderungen für die Zukunft. Denn die Fachkräftelücke, die schon heute besteht, wird sich voraussichtlich in den kommenden Jahren wegen der demografischen Entwicklung weiter verschärfen. Dabei bremst der zunehmende Personalmangel bereits heute das Wachstum der Handwerksbetriebe.

Die Handwerkskammer Dresden macht sich daher dafür stark:

  • Die Gleichwertigkeit zwischen dualer und akademischer Bildung
    gesetzlich zu verankern.
  • Die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen zu einem festen Bestandteil zu machen – insbesondere auch in der gymnasialen Oberstufe.
  • Den Ausbau der praktischen Erfahrungen von Schülern in den Betrieben zu fördern, z. B. durch feste Praxistage, zusätzliche Pflichtpraktika und einer Prämie für Ferienpraktika. Um Ferienpraktika attraktiver zu gestalten, sollte eine Praktikumsprämie gezahlt werden, wie sie zum Bsp. in Sachsen-Anhalt mit Erfolg eingeführt wurde.
  • Das an den Berufsschulstandorten ausreichend gut ausgestatte und von Mitarbeitern betreute Unterkünfte für die Auszubildenden vorhanden sind.
  • Dass Azubis – genauso wie die Studenten – ein ermäßigtes Deutschlandticket erhalten bzw. einen Zuschuss dafür.
  • Fördermittel für die berufliche Bildung aufgestockt werden, um bspw. Weiterbildungsstipendien adäquat zu finanzieren.
  • Die Finanzierung der Überbetrieblichen Lehrunterweisung gilt es dauerhaft auf ein sicheres und auskömmliches Fundament zu stellen.

Jörg Dittrich betont: „Die Schaffung ausbildungsfreundlicher Rahmenbedingungen muss vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels Priorität haben. Qualität der Lehre, Lehrermangel, Unterrichtsausfall, lange Schulwege, mangelnde Unterkünfte bzw. schlechte Unterkünfte, steigende Kosten der Ausbildung sind Themen, die dringend angegangen werden müssen und vor allem zeitnahe, praktikable und unbürokratische Lösungen erfordern.“

Hintergrund:

Für die aktuelle Konjunkturanalyse wurden vom 21. März bis zum 4. April insgesamt 3.010 Betriebe befragt. Die Rücklaufquote der Befragung betrug dabei rund 16 Prozent und die Umfrageergebnisse gelten als repräsentativ.
Der komplette Konjunkturbericht steht unter www.hwk-dresden.de/konjunktur zum Download zur Verfügung.

 


[1] 20.953 Handwerksbetriebe sind aktuell in der Betriebsstatistik der Handwerkskammer Dresden registriert. Zum Kammerbezirk der Handwerkskammer Dresden gehören die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie die Landeshauptstadt Dresden.

Hintergrund:

Die Handwerkskammer Dresden vertritt die Interessen von 21.060 Handwerksbetrieben mit rund 120.000 Beschäftigten und circa 5.600 Lehrlingen im Kammerbezirk Dresden.Das Handwerk in Deutschland bildet in 130 Berufen aus, im Kammerbezirk Dresden können mehr als 80 erlernt werden – von A wie Anlagenmechaniker bis Z wie Zweiradmechatroniker.

Größte Handwerksbranche in Ostsachsen ist die des Elektro- und Metallhandwerks mit insgesamt 5.648 eingetragenen Handwerksunternehmen. Zu diesen zählen zum Beispiel Kraftfahrzeugtechniker, Elektrotechniker, Installateure- und Heizungsbauer sowie Metallbauer.

Es folgt das Bau- und Ausbaugewerbe, in dem 5.241 Unternehmen im Kammerbezirk Dresden tätig sind. Zu ihnen zählen bspw. Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Maurer und Betonbauer, Maler und Lackierer, Dachdecker sowie Zimmerer.